Bisher hat die Olof-Palme-Gesamtschule auf einen lockeren Umgang gesetzt. Weil die Schüler ihre Smartphones aber auch in Prüfungen genutzt haben, gilt jetzt ein striktes Verbot. Doch wie lässt sich das bei 1.000 Schülern kontrollieren?
(Bericht Moritz Trinsch, Neue Westfälische — 14.02.2025)
(Foto oben: Nur noch Abiturienten dürfen an der Olof-Palme-Gesamtschule ihre Handys, Smartwatches und Kopfhörer nutzen. Alle anderen müssen ihre digitalen Geräte in der Tasche lassen. Archivbild von Alexander Jenniches)
Hiddenhausen. Frankreich hat es, Italien auch, ebenso wie die Niederlande, Großbritannien und seit kurzem auch Lettland: ein striktes Handyverbot für Schülerinnen und Schüler. In Deutschland gibt es aktuell keine bundesweite Regelung und so entscheiden Schulen in NRW selbst, wie sie mit Handys auf Schulhöfen umgehen. Oliver Leimbrock, Rektor der Olof-Palme-Gesamtschule (OPG) in Hiddenhausen, hat bisher auf einen eher lockeren Umgang gesetzt. „Schüler von der 8. bis zur 13. Jahrgangsstufe durften
Handys frei nutzen“, sagt er. „Es war ein Vertrauensvorschuss.“ Doch damit ist nun Schluss. Zum Start des aktuellen Schuljahres hat Leimbrock hart durchgegriffen und neben Handys auch Smartwatches, smarte Ringe und Kopfhörer vom Schulhof verbannt. Der Grund: „Jeder hatte nur noch das Smartphone vor der Nase“, sagt Leimbrock. Auch im Unterricht und in Prüfungen hätten die Schüler ständig auf ihre Handys geguckt. Ein Schüler, so Leimbrock, ist von einem Gericht gar zu einer „erheblichen Geldstrafe“ verurteilt worden, weil er nicht näher genannte „Vorfälle“ auf dem Schulhof gefilmt habe und diese anschließend ins Netz stellte.
Schüler müssen ihre Handys ausschalten und in der Tasche verstauen.
Nun also müssen die Schüler Handys und Co. mit dem Betreten des Schulhofes ausschalten und in der Tasche verstauen. „Am besten lassen sie es direkt zu Hause“, sagt Leimbrock. Das Ausschalten wird
zwar nicht einzeln kontrolliert, doch bei wem das Handy klingelt oder wer mit einem digitalen Gerät in der Hand erwischt wird, muss es abgeben und darf es erst am Ende des Schultages wieder abholen. Wer dreimal erwischt wird oder sein Handy nicht abgeben will, dem drohen ernste Konsequenzen. „Wir behalten
uns Ordnungsmaßnahmen vor“, sagt Leimbrock. Zu diesen zählt laut der Bezirksregierung Detmold unter anderem der Verweis, der temporäre Ausschluss vom Unterricht oder im schlimmsten Fall die Suspendierung von der Schule. Leimbrock setzt zunächst auf einen schriftlichen Verweis und auch auf die Eltern, die bei wiederholten Verstößen ihrer Kinder die Geräte selbst abholen müssen. Nicht unbedingt zur Freude der Erziehungsberechtigten. „Wir hatten einen Fall, da hat sich eine Mutter, alleinerziehend und von Beruf Kraftfahrerin, aufgeregt, dass sie jetzt extra zur Schule kommen muss“, sagt Leimbrock. Die meisten Eltern aber würden das Verbot unterstützen, auch unter den Schülern gäbe es kaum Kritik, so der Rektor.
90 Prozent der 13- bis 15-Jährigen in Deutschland haben ein Smartphone, ab 16 Jahren sind es bereits 95 Prozent, das zeigt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom. „Mit dem Übergang in die weiterführende Schule machen die meisten Kinder und Jugendlichen einen Technologiesprung“, sagte Bitkom Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bei der Vorstellung der Ergebnisse Ende 2024.
Wichtig sei es, so Rohleder, die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg in die digitale Welt nicht allein zu lassen. In der Pflicht seien da auch die Schulen. Doch wie können sie Medienkompetenz ermitteln, wenn sie gleichzeitig Handys verbieten? Oliver Leimbrock sieht darin, zumindest für seine Schule, keinen Widerspruch. Denn: Alle Schüler sind mit Tablets ausgestattet. „Unsere Schüler brauchen kein eigenes Handy für den Unterricht“, so der Rektor. In den Pausen sollen die Schüler dann vor allem das soziale Miteinander lernen. „Als die Älteren ihre Handys nutzen durften, ist viel weniger miteinander gesprochen
worden. Es gab immer wieder Konflikte, aber keine Lösungen“, so Leimbrock. Das sei nun anders. Die Atmosphäre unter den Schülern ist locker“, sagt der Rektor. Fast alle halten sich an die neue Regelung. „Wir haben natürlich ein paar Spezialisten, die schon nah an einer Ordnungsmaßnahme sind, aber sonst läuft
es gut.“ Seit Weihnachten seien erst drei Handys einkassiert worden, zum Schuljahresbeginn waren es noch fünf bis sechs Handys pro Tag. Eine Ausnahme gibt es: Oberstufenschüler dürfen ihre Handys, Smartwatches und Co. in ihren Freistunden nutzen, allerdings nur in bestimmten Räumen, etwa dem Café.
(Foto unten: Oliver Leimbrock setzt auf ein striktes Handyverbot an seiner Schule. Auch Kopfhörer sind
nicht erlaubt. Archivbild von David Knapp)

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