„Die Gedanken sind frei“ heißt die Kunstausstellung der Olof-Palme-Gesamtschule im Rathaus. Zu sehen sind vielfältige Arbeiten von Schülerinnen und Schülern aller Jahrgangsstufen in verschiedensten Techniken von Malerei bis zu digitaler Animation.
(Bericht und Fotos von Ralf Bittner — NW 24.02.2025)
(Foto oben: Ein Darstellen & Gestalten-Kurs macht die kubistischen Porträts an den Wänden lebendig. Die Ausstellungseröffnung mit Werken von Schülerinnen und Schülern der OPG sorgt für eine gut gefüllte Rathaus-Galerie.)
Hiddenhausen. Riesengroß, aber doch nur mit etwas Abstand (oder bei Dunkelheit in fluoreszierendem Licht) zu lesen, prangt der als Tape geklebte Schriftzug „Die Gedanken sind frei“ an der Stirnwand der Galerie im Rathaus. „Die Gedanken sind frei“ heißt auch die Jahresausstellung mit Kunstwerken aller Jahrgangsstufen von Schülerinnen und Schülern der Olof-Palme-Gesamtschule (OPG). „Zu sehen sind Arbeiten, die im vergangenen Jahr in den verschiedenen Jahrgangsstufen entstanden sind“, sagt Jessica
Heise von der Fachschaft Kunst an der OPG. Während des ganzen Jahres werden besondere Arbeiten gesammelt und schließlich vom Fachschaftsteam zu einer Ausstellung, die zugleich repräsentativ,
vielfältig und für die Besuchenden abwechslungsreich und ansprechend sein soll, zusammengestellt.
Die Jahresausstellung im Rathaus – und damit in einem öffentlichen Raum – hat eine mehr als 30 Jahre lange Tradition und sei in jedem Jahr ein Ansporn für die Schülerinnen und Schüler. Der gewählte Titel habe sich im Laufe des Jahres ergeben. „Die Gedanken sind frei“ klinge wie ein Spruch aus einem alten
Song, sei aber aktuell wie nie, sagt Heise. Er beziehe sich natürlich auf die Freiheit der Kunst als Raum für Kreativität und Gedankenexperimente, denn Gedanken kennen keine Grenzen, keine Regeln, keine
Vorschriften. „Sie sind wild, kreativ, laut, leise, chaotisch oder geordnet – genau wie Kunst. All das findet sich in der Ausstellung“, sagt sie. Über das Hoffmann von Fallersleben zugeschriebene Lied „Die Gedanken sind frei“ aus dem 19. Jahrhundert gebe es auch einen aktuellen Bezug: Sophie Scholl, 1943 als Mitglied
der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ hingerichtet, spielte dass Lied 1942 für ihren wegen Nazi-kritischer Bemerkungen einsitzenden Vater vor dem Gefängnis in Ulm; ein Hinweis darauf, dass sicher geglaubte
Freiheiten wieder bedroht wie lange nicht erscheinen. Zumindest ein Unbehagen an der Gesellschaft lässt sich auch in den Arbeiten zum Thema „Dada“ ablesen, etwa im Gesicht eines Mädchens, das den geplatzten Traum ihrer Mama vom besseren Leben für ihr Kind beweint. Und selbst die Roboter aus dem Darstellen& Gestalten-Kurs, hadern mit ihren Aufgaben. Der selbstverständliche Umgang mit den digitalen Möglichkeiten hat aber längst Einzug gehalten: Mal werden die kubistischen Selbstporträts als Animation
lebendig, mal führt ein QR-Code zu einer Musikdatei mit dem Song, der das Bild inspirierte. Immer in den Ausstellungen vertreten sind Arbeiten in klassischen Techniken wie Malerei, Collagen, Drucke, Zeichnung, Skulpturen und sogar eine Insel-Installation. Bürgermeister Andreas Hüffmann zeigte sich mehr als
angetan von der farbenfrohen Veränderung, die sich in den Tagen vor der Ausstellungseröffnung im Rathaus ereignet hatte. Die OPG-Ausstellung eröffnet das Ausstellungsjahr in der Hiddenhauser Galerie
im Rathaus, Rathausstraße 1. Zu sehen sind die Schülerarbeiten dort bis zum 25. April zu den Öffnungszeiten des Rathauses.
Foto links: Der Traum vom besseren Leben für die Jugend ist bedroht.
Foto Mitte: Eine Insel als Installation und Idyll.
Foto rechts: In dieser Collage funktionieren Erinnerungen über Bilder und ein Familien-
Backrezept. Fast lassen sich die Kekse riechen.
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