Der Schwerpunkt Technik im Wahlpflichtbereich Wirtschaft und Arbeitswelt spielt an der Olof-Palme-Gesamtschule eine große Rolle.
Foto oben: Aaron (l.) und Moritz werkeln an einem Flugzeug, das bei einem Theaterstück aus dem Bereich Darstellen und Gestalten zum Einsatz kommen soll.
(Bericht und Fotos von Björn Kenter — Neue Westfälische vom 03.02.2025)
Hiddenhausen. Tim legt letzte Hand an seinen selbst gebauten Grill an. Schon bald können der Zehntklässler und seine Mitschüler sich zur kleinen Grillparty treffen. Es wäre nicht das erste Mal, denn das Grillbau-Projekt ist fester Bestandteil des Technikunterrichts an der Olof-Palme-Gesamtschule (OPG) im Wahlpflichtfach Wirtschaft und Arbeitswelt. Ohne Sinn und Verstand drauflos werkeln ist für Schüler und Lehrer an der OPG keine Option. Bevor es an die Werkbank geht, erstellen die Schüler mit der professionellen CAD-Software (Shapr3d) ein digitales Modell. Anschließend geht es an die Erstellung von Materiallisten und die Planung der Arbeitsschritte, bevor die Schüler in der Werkstatt feilen, bohren, sägen und Gewinde schneiden. Ist der Grill fertig, wird alles geprüft und gegebenenfalls optimiert, bevor Würstchen, Grillkartoffeln und Steaks darauf landen und die Holzkohle angefeuert wird. Nur wenige Meter von Tim entfernt feilt Delara an einer Kerbe für ihren Bogen. „Da muss die Sehne reinpassen“, erklärt die Schülerin der zehnten Jahrgangsstufe. Moritz Sundermann gibt noch ein paar Tipps, ist aber zufrieden mit dem Ergebnis. Auch der Bogenbau gehört seit einiger Zeit zu den Inhalten im Technikunterricht. „Ab der 9. Klasse lernen die Schüler zunächst, einfache Bögen aus Rundholz herzustellen“, sagt Christian Otto. Der Fokus liege dabei auf dem traditionellen Bauen und mit den Händen etwas zu erlernen“, so Otto, der gelernter Zimmermann ist und als Quereinsteiger an die OPG kam. Später erstellen die Schüler moderne „Takedown-Bögen“, deren Griffe ebenfalls mit Hilfe der CAD-Software und einer CNC-Fräse hergestellt werden. „Das Mittelteil ist zu groß, um es mit dem 3D-Drucker auszudrucken“, erklärt Moritz Sundermann. Daher würden nach den Zeichnungen zunächst mit der CNC-Fräse Stücke aus Hartschaum, quasi der Prototyp, hergestellt, bevor die Stücke aus Eichenholz gefräst werden. „So lernen die Schüler auch etwas über Maschinensteuerung beim CNC-Fräsen und sind später im Beruf anderen oft voraus“, so Sundermann. Aaron und Moritz arbeiten nebenan an einem großen Holzelement. „Das wird ein Flugzeug für ein Theaterstück“, erklären die beiden Schüler der 9. Klasse. Erst seit einer Woche bauen sie an dem Gestell, das aber fast fertig ist. „Die Verkleidung fehlt noch und die Räder müssen wir noch anschrauben“, sagt Aaron. Dass die Schüler sich so entfalten können, liegt auch an den Möglichkeiten, die ihnen die OPG bietet. „Wir sind sehr glücklich über das, was wir hier haben“, sagen Moritz Sundermann und Christian Otto. Die beiden bilden mit drei weiteren Kollegen die Technik-Fachschaft an der OPG. Über fehlende Motivation müssen sich die Pädagogen keine Gedanken machen – im Gegenteil: „Die Schüler kommen auch in den Pausen hierher und wollen etwas machen“, sagt Sundermann. Es sei einfach schön, wie die Kinder sich entwickeln und ihre Kreativität einbringen könnten. „Das macht Spaß und Sinn“, fügt Christian Otto hinzu. Der Unterricht sei somit keine Bastelstunde, sondern eine sinnvolle Vorbereitung auf die Arbeitswelt. Die gute Ausstattung hat mit Mitteln aus dem Digitalpakt „Gute Schule 2020“ zu tun, die die Gemeinde beantragt hat. Damit konnten unter anderem vier 3D-Drucker, drei große Touchscreen-Bildschirme sowie mehrere Grafikdisplays angeschafft werden. Etwa 30.000 Euro seien in diese Investitionen geflossen, schätzt Moritz Sundermann.
Foto links : Delara beim Einkerben des Bogens.
Foto rechts: Tims Grill aus Metall ist fast fertig
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